Notes from the North

A little walk through Sweden

6. Keine Gesellschaft |

von | 20 Apr., 25 | 2 Kommentare

Seltsamer Tag heute. Die jungen Pfadfinder fühlten sich wahrscheinlich ein wenig unsicher in der Gesellschaft einer älteren Dame, weshalb sie mich völlig ignorierten. Sie antworteten sehr höflich, wenn ich sie etwas fragte, aber ansonsten gingen sie einfach ihren Tätigkeiten nach. Es war mir gleich. Ich machte es mir am Feuer gemütlich. Alle gingen früh ins Bett. Die vier Erwachsenen aus der Gruppe, die im Wald geschlafen hatten, kamen am Morgen und waren sehr interessiert an meiner Wanderung. Es war nett, mit ihnen zu plaudern. Sie mussten los zu ihrem Osterschmauss. Sie mussten nicht sehr weit laufen. Weder vorher noch nachher.

Es war ein sehr grauer und stiller Tag. Irgendwann habe ich mich ein bisschen verlaufen und bin in ein Naturschutzgebiet geraten. Auf beiden Seiten des Weges gab es Zäune und Ruinen alter Bauernhöfe. Es herrschte eine trostlose und etwas unheimliche Atmosphäre. Es war ein gutes Gefühl, wieder auf dem rechten Weg zu sein.

Ich habe heute nicht viele Leute gesehen. Drei Radfahrer, vier Autos und einen jungen Mann zu Fuß mit Kopfhörern, der sich bemühte, mir zu vermitteln, dass er nicht einmal guten Tag sagen wollte. Aber ich habe zwei Kraniche und drei Schwarzspechte gesehen. Es war toll, im Nachtlager anzukommen und sofort ein Feuer zu machen.

Die Menschen sind komisch. Sie scheinen ein wenig Angst voreinander zu haben. Die Jungs gestern schienen ein bisschen genervt zu sein, dass ich da war und auch vorhatte, dort zu schlafen. In der Nacht zuvor kam ein Mann recht spät an den Unterstand und wollte offensichtlich dort schlafen, änderte aber seine Meinung, als er mich sah, und zog weiter. Heute Abend kam ein Pärchen und beschloss, weiterzuziehen, nachdem sie gesehen hatten, dass bereits jemand dort war. Und ein weiteres Paar zig  weiter. Und dabei gibt doch zwei Unterstände hier. Also genug Platz für alle. Offenbar wollen die Leute keine Begegnungen.

Den ganzen Tag habe ich an unsere Vorfahren gedacht, die oft zu Fuß unterwegs waren, wenn sie irgendwo hin mussten. Das war natürlich viel gefährlicher als heute, und ich vermute, dass sie froh gewesen wären, auf andere Menschen zu treffen, denn das hätte ihnen mehr Schutz geboten. Wie auch immer. Mir macht es nichts aus. Ich habe die Unterstände und nicht zuletzt die Feuerstelle. Ich bin glücklich.

Glücklich!

2 Kommentare

  1. Patricia Bugner

    Liebe Angelica,
    es ist schön, dass du deinen Traum jetzt lebst.
    Ich hoffe es geht dir gut und wünsche dir ein schönes Osterwochenende. Vielleicht triffst den ein oder anderen Osterhasen.

    Ganz liebe Grüße
    Patricia

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    • Mumrikan

      Osterhasen hab ich zwar keine gesehen, aber so allerhand anderes

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