Notes from the North

A little walk through Sweden

43. Warum |

von | 30 Mai, 25 | 0 Kommentare

Heute war definitiv ein besserer Tag. Auch wenn es geregnet hat.

Im Laufe der Jahre habe ich viele Bücher über Menschen gelesen, die Fernwanderungen unternommen haben und wie es ihnen ergangen ist. Und sie alle beschreiben ein Stimmungstief nach etwa 4-6 Wochen. Das ist doch gar nicht so ungewöhnlich. Das Besondere, auf das man sich so lange gefreut hat, das Abenteuerliche, das Neue, hat sich verändert. Jetzt ist es alltäglich. Jetzt ist es einfach das, was man tut. Man steht auf, packt zusammen und läuft, bis man sein Tagesziel erreicht hat, dann packt man wieder aus, isst ein paar Mahlzeiten über den Tag hinweg und wiederholt das ganze. Und dann wieder. Und wieder und wieder. Die Wanderung hat sozusagen eine andere Zone erreicht. Die Flitterwochen sind vorbei. Jetzt ist das Regenwetter lästig. Und auch wenn ich darauf vorbereitet war, ist es manchmal nicht weniger schwierig.

Aber dann ist es gut, wenn man verschiedene Werkzeuge im Kasten hat, um dem entgegenzuwirken. Ich habe zum Beispiel viel darüber nachgedacht, warum ich diese lange Wanderung eigentlich machen will. Mein Traum vom Norden, von dem ich Euch erzählt habe, ist vor allem die Motivation, dieses gewaltige Unterfangen zu organisieren und in Angriff zu nehmen. Aber was treibt mich an? Was bringt mich dazu, jeden Tag aufzustehen und weiterzumachen?

Einer der Hauptgründe, warum ich dies tun wollte, ist, dass ich nachdenken wollte. Ich möchte meine eigenen Gedanken, meine eigene Stimme hören können. Die Stimme, die frei ist von den Erwartungen der Welt, die Stimme, die frei ist von all den Einflüssen, die einen umgeben.

Ich erinnere mich, dass ich nach meiner Krebsdiagnose lange gebraucht habe, bis ich mich selbst spüren konnte. Um meine Gedanken unter all den Ratschlägen und Erwartungen zu finden. Ich muss zugeben, dass ich gute Ratschläge sehr schätze. Und Erwartungen sind oft ein willkommener Anhaltspunkt. Aber ich finde auch, dass sie es mir erschweren, meine eigene Stimme zu hören. Es war wunderbar, als ich das endlich konnte im Laufe der Krebsbehandlung. Und da möchte ich wieder hin. Und das braucht Zeit. Übrigens kann ich sehr gut denken, während ich laufe. Wenn ich mir das vor Augen führe, ist es plötzlich wieder in Ordnung, wenn es mir manchmal etwas schwer fällt.

Und ich habe mich auch daran erinnert, dass ich mich auf die vielen positiven Dinge konzentrieren kann. Die Begegnungen mit Menschen zum Beispiel, die Tatsache, dass ich ein Drittel des Weges mit eigener Kraft geschafft habe, indem ich einfach einen Fuß vor den anderen gesetzt habe, und dass ich bei jedem Regenwetter einen Platz gefunden habe, an dem ich nachts trocken bleiben kann.

Es wird alles gut werden. Wenigstens ist es heute aufwärts!

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